Emotion pur bei den Scanners im B72

Emotion pur bei den Scanners im B72

Bei einem Konzert sollte Musik im Mittelpunkt stehen. Dass das nicht immer so sein muss, bewies im Herbst des vergangenen Jahres der britische Singer/Songwriter Badly Drawn Boy. Bei seinem Auftritt im Wiener WUK stand nicht die Musik, sondern bestenfalls Unmut im Mittelpunkt. Auch beim Konzert seiner Landsleute von der Band Scanners wurde der Fokus auf etwas anderes gelegt. Allerdings auf etwas, was sofort zu begeistern wusste: Emotion.

Schnell will man meinen: Jede gute Musik sei emotional. So sei auch jedes Konzert, auf dem gute Musik gespielt wird, emotional – das eine mehr, das andere weniger. In gewisser Weise mag das auch stimmen, allerdings gibt es wahrlich emotionsgeladene Konzerte, die sich nicht mehr mit den üblichen Steigerungsformen beschreiben lassen. So wie eben der Auftritt der Scanners im B72. Dieser war nicht einfach nur “sehr emotional”, sondern Emotion pur. Leidenschaft quasi.

Die Scanners sind eine vierköpfige Band aus London, die im vergangenen Jahr ihr zweites Album Submarine veröffentlicht haben. Kopf der Band und wohl Ausgangspunkt der meisten Emotionen ist Frontfrau Sarah Daly, die es im überraschenderweise bei weitem nicht ausverkauften B72 mit ungemeinem Charisma verstand, jede Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Attestierte man Daly hier aber Allüren oder gar Kalkül, so hätte man ihr Unrecht getan. Schließlich war sie es als Frontfrau der Band, die sich nach dem Konzert nicht zu schade war, T-Shirts und andere Merchandising Artikel zu verkaufen. So bleibt also nur die Vermutung, Daly sei aus ihrem tiefsten Inneren wirklich so, wie sie sich an diesem Abend gab: hingebungsvoll und in ihrer Hingabe absolut vertieft und schnell verloren – und darum für Außenstehende auch nicht mehr ganz greifbar. So wie ihr Outfit, eine Mischung aus Raumanzug und Pyjama.

Bei allen Emotionen und Äußerlichkeiten, die diesen Abend auszeichneten, wurde von den Scanners aber auch auf die Musik selbst nicht vergessen. Die hohe Qualität von “Submarine” nahm die Gruppe problemlos auf die Bühne mit. Auch wenn bei ihrem Auftritt weniger musikalische Raffinessen im Mittelpunkt standen, so wurde doch geschickt an Instrumenten variiert und an diesen rochiert. Am Ende des Konzerts hatte jeder der nicht-schlagzeugenden Musiker wohl zumindest für eine Nummer den Bass in den Händen. Primär waren es aber die elektrischen Gitarrensaiten, in die ordentlich geschlagen wurde. Gepaart mit Sarah Dalys Stimme machte das einen Großteil der Scanners aus. Und der genügte, um zu begeistern.

Somit bleibt nur noch eines zu sagen: Jesus saves! Ein wenig aus dem Zusammenhang gerissen, oder? Nicht ganz! “Jesus saves” lautet der Titel des Openers von “Submarine”. Wie der Rest des Albums handelt er von einer Sinnsuche im Leben. Jene Nummer, die diese Suche am stärksten zum Ausdruck bringt, ist dabei sicherlich “Salvation”, von der es auf YouTube eine feine Version gibt, die einiges an Live-Footage Material verarbeitet. Durch sie bekommt man einen guten Eindruck davon, wie der Abend mit den Scanners im Wiener B72 war.

Die ausgezeichneten Konzertbilder stammen übrigens von Christoph Liebentritt.

Geschrieben hat Alexander

Alexander schreibt am liebsten über die neuesten Entdeckungen aus den Genres Folk und Instrumental.


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    Wenn man da nicht mal lieber dabei gewesen wäre …