Unlängst wurde Ruhe gefunden – in der Musik des Berliner Liedermachers Nils Frevert. Und in jenen Worten, mit denen er sich in der ersten Nummer seines Albums Du kannst mich an der Ecke rauslassen doch tatsächlich mit einem Baukran vergleicht. Ja, mit einem Baukran. Schlicht und einfach. So wie man sich manchmal eben fühlt. “Wie ein Baukran”.
Wie so viele von Freverts Nummern, lebt auch “Baukran” in erster Linie von seinen Wortspielen: Von Straßen, die einem in die Quere kommen und Dingen, die einem nicht ein-, dafür aber auf den Boden fallen. Es sind Wortspiele, die in Freverts Liedern oft Sinn und Unsinn zwischen den Zeilen verstecken, nur weniges ist von Anfang an so klar, wie der metaphorische Vergleich mit einem Baukran.
Und an der Stelle,
wo die Sonne eben war,
bleibt ein Punkt, ein heller, türkisfarbener.
Mit geschlossenen Augen
und Flattern in den Armen
stehe ich in der Gegend;
alle Lichter an,
auf Füßen aus Beton,
wie ein Baukran
Der Baukran. Weithin sichtbar, fragil und darum anfechtbar, aber doch standhaft. Ein Vergleich, der herausfordert. “Wie ein Baukran”. “Füße aus Beton”. Wie kommt ein Mensch dazu, sich so zu fühlen? Freverts Strophen geben keinen Aufschluss, er als Baukran bleibt ein Rätsel. Wir als Zuhörer können dagegen unsere eigenen Baukräne stellen. Gründe haben wir alle, sind wir doch Zeit unseres Lebens Angetriebene. Aber “schließen wir unsere Augen und spüren Flattern in den Armen”? Wir wären das ehrlichste Stadtbild!
Das Bild der Baukräne in Wien stammt von Sabine B. und wurde vom Flakturm im Esterhazypark, in dem heute das Haus des Meeres untergebracht ist, aufgenommen.