“the love song and how to write one” by Nick Cave

Im September 1998 hielt Nick Cave an der Wiener Schule für Dichtung einen Kurs mit dem Titel “The love song and how to write one”.

Kein Musiker wäre wahrscheinlich besser geeignet, als Nick Cave, zu erklären, was einen “Love Song” ausmacht, warum alle Liebeslieder traurig sind und an wen oder was man seine Zeilen richtet.

Von der ersten biblischen Version eines Liebesliedes (The Song of Solomon und für Nick Cave speziell der Psalm 137), bis hin zu seinem ganz persönlichen Versuch mit jedem Song gleichzeitig einen Liebesbrief zu schreiben, eine Lücke zu schließen, zwischen sich und etwas Verlorenem oder niemals Besessenem, zwischen sich und Gott:

As I said earlier, my artistic life has centered around the desire or more accurately, the need, to articulate the various feelings of loss and longing that have whistled through my bones and hummed in my blood, throughout my life.

(Einleitungsrede zu seinem Kurs an der „Wiener Schule für Dichtung“)

Als Nick Cave beispielsweise 2001 auf der Bühne des Wiltern Theatres in Los Angeles steht, (die Tour zu seinem, man möchte fast schon sagen, nur aus “Love Songs” bestehendem Album No More Shall We Part), bleibt er bei dem erneuten Zuruf und Wunsch des Publikums nach Love Letter etwas zurückhaltend vor seinem Klavier stehen und erzählt kurzerhand die Geschichte zu diesem “Love Song Letter”:

“this is called love-letter, this actually is a love-letter. which .. which was written to .. get the girl .. and it worked.”

Obwohl Nick Cave angeblich in seinem Kurs an der Wiener Schule für Dichtung seinen Studenten erklärte, er würde an dem Versuch einen perfekten “Love Song” zu schreiben fast täglich scheitern, fällt es dann doch schwer einen einzelnen, aus seinem kompletten Schaffenswerk, auszuwählen, in Ermangelung der eigenen Kreativität jemand anderen für sich sprechen zu lassen, “to get the girl”.

Sein Stück “Far From Me“, welches er in seinem Kurs gerne als Beispiel für ein fast perfektes Liebeslied rezitiert, ist schon fast zu offensichtlich.

Daher hier ein weniger bekanntes Stück vom gleichen Album “A Boatman’s Call”, ein sehr einfaches aber nicht weniger trauriges Stück, ein einziges Instrument in einer klaren Melodie, ein immer wiederkehrendes Motiv: Black Hair. Ein “Love Song”, dessen letzter Satz in einer einfachen Feststellung alle Hoffnung der ersten Zeilen zerstört:

“Today she took a train to the west”.

Man möchte fast meinen, dieser “Love Song” wäre in jenem Kurs an der Wiener Schule für Dichtung entstanden.

(Der komplette Text zum Kurs ist übrigens hier nachzulesen, bzw. im Buch “Allen Ginsberg, Nick Cave, Falco – Viva La Poesia”)

Geschrieben hat Michael

Michael schreibt am liebsten über Destruktiv-Pop und freut sich unausgesprochen, wenn im Radio Hits der 80er laufen.