Svarte Greiner ist niemand. Nun ja, eigentlich ist er schon jemand, nämlich Erik K. Skodvin vom norwegischen Ambient-Duo Deaf Center, aber in seinem Nebenprojekt als Svarte Greiner ist Skodvin tatsächlich niemand. Bewusst. Denn auch seine Musik, in diesem Fall Knive aus dem Jahr 2006, ist nichts – musikalisch betrachtet handelt es sich um eine Aneinanderreihung von Tönen und Geräuschen, verstärkt durch unterschiedliche Effekte. Und auch wenn in Ersteindrücken die Aneinanderreihung dieser Töne und Effekte ungewöhnlich, unausgeglichen klingt und sich Harmonien scheinbar vergeblich suchen, so ist “Knive” doch Alltagsmusik. Wenn auch nicht für den Alltag, dann auf jeden Fall aus dem Alltag. Und aus diesem Blickwinkel betrachtet, stellt sich auch Faszination für Svarte Greiner schnell ein.
Man kann es sich womöglich wirklich so vorstellen: Skodvin schlendert mit Aufnahmegerät durch die Welt und sammelt für seine Musik ein, was ihm an Geräuschen so auf seinen Wegen begegnet: den Schrei einer Krähe, das Knarren einer Türe, das helle Tönen aufeinander schlagender Klingen. Dazu werden unterschiedliche Stimmen und Gesänge oder auch die klassischen Klänge eines Cellos gemischt – entsprechend verzerrt und mit Effekten versehen mündet das auf “Knive” in Stücke mit lyrischen Titeln wie “The Boat Was My Friend” oder “Ocean Out Of Wood”, die eines deutlich machen: “Knive” ist, trotz seiner lange nicht greifbaren Vielschichtigkeit, nicht nur musikalische Spielwiese, nicht nur Labor für wenig zielgerichtete Klangexperimente, sondern ein Fantasie anregendes und dadurch audiovisuelles Werk, das sich nach viel Zeit durch Gehörgänge ins Bewusstsein gräbt, sich dort entfaltet und wächst. Die Musik in Svarte Greiner’s Projekt “Knive” ist demnach wirklich so, wie sie auf Pitchfork mit nur einem einzigen, für Musik eigentlich unnatürlichen Wort treffend beschrieben wird: Organisch! Als Beispiel “The Boat Was My Friend”:
Erik K. Skodvin kommt gemeinsam mit Alexander Rishaug am 12. November ins Wiener rhiz. Da es bis zu ihrem Auftritt also noch einige Wochen dauert, sei für die Zwischenzeit jeder zu einem “Svarte Greiner”-Experiment ermutigt: “Knive” hörend durch eine herbstlich dämmernde Stadt spazieren! Ein ungemein interessantes und eindrucksvolles Erlebnis!