Die beste Zeit für Grown Unknown von Lia Ices? Genau jetzt!

Die beste Zeit für Grown Unknown von Lia Ices? Genau jetzt!

Rot, Orange, immer noch Grün, Braun, Wärme, Nässe, Sonne, Kälte, Wind durch Bäume, Wind durch Laub. Die Faszination dieser Tage ist ihre Vielschichtigkeit – es herbstet und alleine offene Augen genügen, um wunderbare Vielfalt selbst dann zu sehen, wenn die Natur um uns langsam einschläft. Und dieses Dämmern scheint genau die richtige Zeit für die Entfaltung von Grown Unknown, dem musikalischen Ankommen von Lia Ices in unsere Welt zu sein. Zwar ist “Grown Unknown” auch im Frühling, Sommer und Winter wunderbar zu hören, aber in keine Jahreszeit passt das Debütalbum von Lia Ices wohl besser als in den Herbst.

Wie Temperaturen im Herbst, so schwanken auf “Grown Unknown” auch Dramaturgien von Nummer zu Nummer und innerhalb der einzelnen Nummern. Der Name des Albums scheint also kein Zufall zu sein. Unbekanntes Wachsen. Die einzige Konstante in diesem Auf, in diesem Ab bildet die Stimme von Lia Ices, das dominierende Instrument, welches durch Umfang und Intonation Facettenreichtum schafft. An diesen hat man sich in “New Myth”, dem das Album abschließendem Highlight von “Grown Unknown”, fast schon gewöhnt. Immer wieder aufs Neue faszinieren dagegen die ersten Nummern des Albums. Insbesondere dann, wenn man nach etwas Abstand wieder beim Opener “Love is Won” landet. Lia Ices summt an, stimmt an, holt aus, hallt und echot. Auch “Daphne” verdeutlicht das. Die Instrumentierung abseits der Stimme tut dabei ihr Übriges, um Ices Stimme zu tragen, ohne sie aber zu ersticken. Mit sanften Rhythmen und Klavierklängen, dezenten Backing Vocals und Orgeltönen wird schnell klar, dass abseits der Stimme jegliche Instrumentierung auf “Grown Unknown” zwar nicht unbedingt spärlich, aber immer zweckgebunden und dadurch fast zwangsläufig bescheiden ausfällt. So ergibt “Grown Unknown” ein ungemein rundes Bild, welches durch Vollständigkeit in Vielschichtigkeit besticht und in dessen Schönheit man sich verlieren darf – eben ganz wie im Bild einer wunderbaren Herbstlandschaft!

Es erklärt sich somit von selbst, wann, wie und wo Lia Ices mit ihrer Musik am deutlichsten zu bestechen weiß: Genau jetzt, über gute Kopfhörer und in freier Natur! Also in etwa so, wie es Lia Ices selbst bei ihrem in Rom gedrehten Video zu “Love is Won” gemacht hat.

Geschrieben hat Alexander

Alexander schreibt am liebsten über die neuesten Entdeckungen aus den Genres Folk und Instrumental.