this is my last goodbye

this is my last goodbye

Die Entdeckung neuer Musik ist meist schwierig, Musik die hängenbleibt nach den ersten paar Sekunden, wenn man durch Zufall den falschen Knopf am Radiowecker erwischt und ohne Vorwarnung auf FM4 landet, dem “Mute” Reflex sofort ein Gedanke folgend: was zur Hölle war das ..

Eine Frauenstimme, verzerrt durch viel Hall, schreit zu einem minimalistischen Drum Computer und getragenen Synthesizern “Who’s going to love you like do“, verzweifelt monoton. Im Kopf läuft die übliche Routine ab: Die Stimme bekannt, die Musik klingt als stamme sie aus einem Synthesizer Anfang der 80er, Weltschmerz, Verzweiflung, Minimalismus .. kurz, nichts was man üblicherweise auf FM4 oder allgemein im Radio hören würde.

Monatelang dreht sich darauf das weiße Vinyl auf meinem Plattenteller, das Debut Album Fleurs von Former Ghosts, Freddy Ruppert, der die Gradwanderung zwischen Pop und Noise seines Soloprojektes this song is a mess but so am i weiterentwickelt, zusammen mit Jamie Stewart von XiuXiu und Nika Roza von Zola Jesus.

“Der Vergleich fällt schwer” als Antwort auf die Frage nach Ähnlichkeiten, Einflüssen der Band. Minimalistische LoFi-Synth Stücke mit schnelleren Beats zu denen Freddy Ruppert sein Leid in Ian Curtis’ Stimmlage hinausschreit, die in der Instrumentierung an Casiotone For The Painfully Alone erinnern, nur dunkler und schräger .. kälter vielleicht.

Das was bleibt nach der Platte ist aber weniger Freddy Ruppert, der fast buchstäblich sein Herz hinaus heult und auch nicht Jamie Stewart in typischer XiuXiu “Manie” .. sondern vielmehr Nika Roza, die anders als auf ihren frühen “Zola Jesus” Platten ihre Stimme erhebt, an Kate Bush erinnernd, den sonst so einfachen Stücke eine Schwere verleiht. Ein Trend der sich auf den beiden folgenden “Zola Jesus” Platten fortsetzt.

“Der Vergleich fällt schwer .. “, kurz zusammengefasst vielleicht: Emotionale Musik, Freddy Ruppert der bei einer Show in den USA in Fötus Stellung auf der Bühne liegt, heult und seiner toten Mutter klagt “till nowhere feels like home

Vor wenigen Wochen erschien nun das zweite Album von Former Ghosts, “New Love”, auf welchem leider die Gastauftritte und damit die Einflüsse von Zola Jesus und XiuXiu etwas in den Hintergrund geraten, sich mehr auf Freddy Rupperts konzentriert. Der Favorit “New Orleans”, welcher sehr einfach, sowohl in Melodie und Text, aber in einer gewissen Verzweiflung erzählt von verlorenen Gelegenheiten und zerbrochenen Träumen.

a missed call
your missed voice
a missed chance at real happiness

Wieder die Casiotone Verbindung .. oder “Postal Service, welche ihre Kindlichkeit verloren haben und nun zuviel Joy Division hören.

Was vielmehr freut, bei beiden Platten, ist diesem USA Trend zu folgen; Bands wie Former Ghosts, Zola Jesus oder Cold Cave, die Musik wie vor 30 Jahren machen, Cold/Darkwave der nichts mit dem zu tun hat, was man heutzutage gemeinhin als Gothic schimpft und doch vielmehr an jene Bewegung anknüpft und uns ein bisschen hoffnungsvoll zurückläßt, wenn wir Platten wie “Unknown Pleasures” nachtrauern.

Am 24. Februar 2011 spielen Former Ghosts in Wien, im kleinen B72, hoffentlich in Voll- oder Halb-besetzung, hoffentlich verzweifelt und schreiend, hoffentlich zum heulen.

Zum Abschluss ein Live-Video, “This is my last goodbye”, hier ohne Zola Jesus, dafür mit Jamie Stewart und einem fürchterlich des-interessierten Publikum.

Geschrieben hat Michael

Michael schreibt am liebsten über Destruktiv-Pop und freut sich unausgesprochen, wenn im Radio Hits der 80er laufen.