Auf ihrer Facebook-Page bekundete die Wiener Formation vonMenschenSohn, die vor einigen Wochen auch ein überzeugendes Release Fest in der roten Bar des Volkstheaters veranstaltete, schon länger ihre Song Contest Ambitionen für das Jahr 2011. Heute wurde mit „Shine“ auch die offizielle Song-Nominierung vorgestellt, die Bewerbung nimmt also konkrete Formen an, ist aber doch auch ein wenig verwunderlich.
Der Eurovision Song Contest ist ja eine Sache für sich und niemand wird so schnell vergessen, dass Deutschland diesen Wettbewerb heuer gewonnen hat. Siegerin Lena setze sich im Frühjahr insbesondere aufgrund des enormen medialen Hypes (Stichwort: #lena) in der Endausscheidung in Oslo durch. Als Titelverteidiger lädt Deutschland nächstes Jahr nun den Song Contest zu sich, konkret ins westfälische Düsseldorf ein. Welcher Vertreter eines Landes zum Song Contest fährt, dürfen die Länder für sich ausmachen. Interpreten im besagten Deutschland mussten heuer beispielsweise nichts Geringeres als ein achtstufiges Bewerbungsverfahren über sich ergehen lassen. Für die Wahl des österreichischen Vertreters nimmt sich im Regelfall das Hitradio Ö3 an, das Auswahlverfahren ist mit seinen zwei Stufen dabei um einiges überschaubarer. vonMenschenSohn werden diese beiden Stufen mit dem Titel „Shine“ in Angriff nehmen und versuchen, zuerst die Gunst des Internet-/Telefon-Votings und letztlich das Voting in der TV-Entscheidungsshow am 25. Februar um 20:15 Uhr in ORF1 zu gewinnen.
Das die Wahl auf „Shine“ fiel ist hier durchaus verwunderlich. Nicht etwa, weil die Nummer schlecht sei, nein, diese gehört, subjektiv gesehen, zu den besten des aktuellen Albums „Willkommen zuHaus“. Verwunderlich einerseits vielmehr, weil „Shine“ kein Bestandteil des propagierten Hit-Repertoires der Wiener ist. Die Nummer konnte weder vor der Album-Veröffentlichung auf der vonMenschenSohn-Website gestreamt werden, noch ist sie derzeit Bestandteil der Facebook-Umfrage nach dem Lieblingslied. Insbesondere das Berücksichtigen der besagten Umfrage wäre ein logischer Schritt in der Fan-Bindung gewesen. Verwunderlich andererseits weiter, weil „Shine“ bereits vor dem 1. September 2010 öffentlich aufgeführt wurde, wie Einträge auf setlist.fm und YouTube bezeugen. Die Hitradio Ö3-Teilnahmebedingungen sehen allerdings vor, dass die nominierten Lieder nicht vor dem besagten Stichtag öffentlich oder im Internet aufgeführt oder überhaupt veröffentlicht wurden. Da bei der Nominierung zur Vorausscheidung zu Beginn aber Personen und Bands gewählt werden, ist der Song der einzelnen Interpreten fürs Erste möglicherweise noch zweitrangig oder dieser kann leicht adaptiert werden, um den Kriterien zu entsprechen.
Interessant wird insbesondere die erste Voting-Phase aber allemal und man darf gespannt sein, welche Überraschungsacts es neben wahrscheinlichen Fixstartern wie Luttenberger*Klug bis in die zweite Voting-Runde schaffen. Aufgrund der medialen Stärken von vonMenschenSohn – selbst die bekannteren Luttenberger*Klug können keine allzu tieferen Verankerungen in sozialen Netzen vorweisen – ist der Wiener Truppe einiges zuzutrauen.