Consider The Ravens. Über Dustin Kensrue und die wundersamen Raben

Schnell, bevor es nicht mehr da ist. Das Gefühl Musik zu hören bei der man sich denkt: “Genau das ist es! So würde es klingen, könnte Musik jetzt direkt von mir kommen!”. Zuletzt so gedacht bei Dustin Kensrues Consider the Ravens.

Unlängst wurde uns Shuffler empfohlen. Ein Online-Service, welcher die Musikempfehlungen diversester Musik-Blogs aggregiert und daraus eine nach Genre wählbare Jukebox erstellt. Die Musikempfehlungen werden dabei aber nicht losgelöst von den Blogs betrachtet, sondern bleiben in deren Kontext stehen. Shuffler springt tatsächlich von Blog-Post zu Blog-Post und so lernt man als Hörer nicht nur neue Musik, sondern auch neue Blogs kennen. the death cat fällt bei shuffler.fm leider durch, weil wir aus gestalterischen Gründen fast ausschließlich auf YouTube-Videos und nicht auf native Audio-Formate verlinken. Dennoch sind wir Nutznießer dieses Services, denn Dustin Kensrue hauchte beim erstmaligen Shuffeln schon nach wenigen Minuten über den Blog Not Just Noise durch unsere Kopfhörer. Und wie. Sofort wurde innegehalten und zurückgesprungen!

Anfangs plätschert Consider the Ravens, begünstigt durch die Lagerfeuerinstrumentierung, noch unscheinbar dahin. Der Text über Rechnungen und Steuereintreiber ist gar zu plastisch, das Feuer prasselt. Doch bevor dieser Schein trügen kann, setzt der Refrain erstmals ein und man versteht, worauf Kensrue hinaus will. Wir als Hörer begleiten seine Hoffnungsschimmer, begründet in seinem Glauben, und davon dürfen auch wir profitieren. Spätestens beim Refrain ändert sich auch die Vorstellung in unserem Kopf, Kensrue sitze an einem Lagerfeuer. Es wird deutlich, dass es um mehr geht, um etwas viel Größeres: nämlich um die Erkenntnis, in schwierigen Zeiten doch immer wieder Zuflucht, Geborgenheit und Sicherheit zu finden.

“Between the river and the ravens I’m fed,
between oblivion and the blazes I’m led.
So father give me faith, providence and grace.
Between the river and ravens I’m fed,
sweet deliver, oh you lift up my head
and lead me in your way”

Aussage und Intention dieser Worte machen einen Gottbezug unverkennbar. Ob man diesen nun teilt oder nicht, ist zweitrangig, denn während des Lieds geht es um den Künstler selbst – und man glaubt alleine seinen Erfahrungen. Man nimmt ihm das Gefühl ab, zwischen Raben, einer eher trostlosen Situation, doch mit Essen versorgt worden zu sein. Kensrue verwendet hier und im Rest der Nummer ungemein subtil biblische Bilder. Das titelgebende Bild der Raben kennt man beispielsweise vom Propheten Elija, der auf einer seiner Reisen von Raben ernährt wird.

Nummern wie diese sind rar. Voll mit interessanten Details, die zum Wiederanhören und zum Entdecken einladen und zum Nachdenken anregen. Auch auf Kensrues Album Please Come Home findet sich kaum etwas Vergleichbares. Ich für meinen Teil bin aber froh, zumindest dieses eine Lied darauf gefunden zu haben.

Geschrieben hat Alexander

Alexander schreibt am liebsten über die neuesten Entdeckungen aus den Genres Folk und Instrumental.