Rechtzeitig vor seinem Konzert am kommenden Sonntag im B72, hat sich mit Movement In A Storm das aktuelle Album von James Yuill vorübergehend auf unseren iPods durchgesetzt. Ob die außergewöhnliche Mischung aus Folk und Elektronik, die den Briten in Subgenres wie Folktronica oder Synther/Songwriter wirft, auch längerfristig durch unsere Kopfhörer dringt, ist anzuzweifeln. Denn die Folk/Elektronik Mischung harmoniert zwar gut, im Gegensatz zu vielen seiner (Sub-)Genre Kollegen begünstigt sie sich aber nicht und bleibt so letztendlich nur bedingt interessant.
“Movement In A Storm” ist eingängig, keine Frage, bei aller Eingängigkeit verabsäumte es Yuill aber seine Hörer zu überraschen. Im Mittelpunkt steht mit Folk deutlich die melodische Komponente von Folktronica, jeder elektronische Beat, jeder Klang aus Synthesizer oder Laptop scheint dagegen mehr wie ein Mittel zum Zweck. Man merkt, dass die Lieder zuerst auf der Gitarre entstanden sind, das Beiwerk Elektronik wirkt allzu losgelöst und darum verzichtbar. All das macht “Movement In A Storm” nicht schlecht, aber wenig einprägsam. Insbesondere Vergleiche mit artverwandten Alben, wie Sufjan Stevens Letztwerk “The Age Of Adz”, hält es kaum stand. Hier stellt sich schnell die Frage, ob eine Öffnung des Folktronica Genres seitens der Stilrichtung Folk überhaupt möglich ist? Zu groß scheint die Gefahr zu sein, einem an sich ausgefeilten Songwriting belanglose elektronische Zutaten beizumengen, zu wahrscheinlich wird die Divergenz zwischen den beiden gegensätzlichen Genres. Auch die jüngsten Gegenbeispiele der vergangenen Wochen und Monate lassen darauf schließen, dass die gegenteilige Herangehensweise überzeugender ist. Neben Sufjan Stevens stand auch bei Icona Pop und Everything Everything die Elektronik im Mittelpunkt, die sich dem Folk beziehungsweise dem Pop annäherte. In Summe ist James Yuills Letztwerk somit tatsächlich wie ein “Movement In A Storm”: Es bewegt zwar, bleibt aber ohne große Wirkung. Irgendwie ein bezeichnender Titel.
Trotz allem ist “Movement In A Storm” ein in sich geschlossenes Album – ohne Höhepunkte (vielleicht doch: “On Your Own”), aber auch ohne große Durchhänger. Aufgrund seiner Harmoniebedürftigkeit funktioniert das Album als fröhliche, lockere Hintergrundmusik genauso wie auf jeder kleineren Party. Besonders gespannt darf man aber darauf sein, wie Yuill seine Folktronica-Mischung live zum Besten geben wird. Steht die Gitarre oder der Laptop im Mittelpunkt? Folk oder Elektronik? Genaueres wird sich erst am kommenden Sonntag zeigen, aber wenn Yuill in einem Pub auf unterschiedlich gefüllten Guinness-Gläsern klopfend Weihnachtslieder spielt, dann klingt zumindest das schon mal ganz gut.