Eigentlich sollte auf the death cat wegen dieser Nummer von Christian Kjellvander eine eigene Kategorie mit dem bezeichnenden Namen “Songs ohne Strophen” eingeführt werden. Nun ja, vorerst ist es nur ein Tag geworden. Warum das Ganze? “Two Souls” ist das perfekte Beispiel für einen Song, der im Grunde nur aus seinem Refrain besteht. In Wahrheit besteht er natürlich aus mehr, aber alles rund um diesen Refrain – Intro, Strophen, Bridge – scheinen nur Sprungbretter für den Refrain zu sein, die immer wieder mit Anlauf genommen werden. Dennoch funktioniert “Two Souls”. Der Refrain alleine reicht tatsächlich für “Repeat” aus. Aber wäre nicht noch mehr drinnen gewesen?
I’ve got one hand reaching for heaven
and the other one is dragging in the dirt.
And I’ve got two souls, one’s gonna love you
and the other one is gonna cause you hurt
Mit diesen Worten spricht Kjellvander vielen aus der Seele. Es geht um das hin- und hergerissen sein zwischen Fronten. Etwas also, was viele in der heutigen Zeit erleben und dem sich viele – oft auch machtlos – ausgesetzt fühlen. Der Singer/Songwriter aus Schweden stellt das überraschend gut auch in seinem Video dar, welches anfänglich wie ein zu bemühter Horrorclip wirkt. Bei näherer Betrachtung ist es aber eine kunstvolle Inszenierung des im Refrain und diesem Absatz beschriebenen Gefühlszustands. Wären da nur nicht diese Strophen …
In den Strophen von “Two Souls” umschreibt Kjellvander Augen als Smaragde und singt davon, dass er am liebsten in den Armen seiner Liebe sterben würde. Es ist ein stilistisch größerer Bruch, als man anfangs vermutet, da man zunächst noch beschäftigt ist, den Refrain zu verarbeiten und über diesen zu reflektieren. Erst danach bekommen die Strophen jenen Raum, den sie brauchen, um in ihrer inhaltlichen Oberflächlichkeit zu enttäuschen. Auch wenn der Refrain die Strophen nicht braucht, um seine Botschaft zu vermitteln, so hat es Kjellvander doch definitiv verabsäumt, die Botschaft des Refrains zu verstärken. Absurd daran: dennoch “Repeat”. Möglicherweise ist es aber genau das, was einen “Song ohne Strophen” ausmacht.
Kennt ihr ähnlich gestrickte Songs, deren Strophen belanglos, wenn nicht störend gegenüber markanten Refrains erscheinen?