Wer hat zwischendurch nicht mal Lust auf schöne Geschichten? Geschichten voll tiefer Vertrautheit und Geborgenheit, erfüllter Sehnsucht und erwiderter Liebe!
Your Love Is Better Than Wine
I Am My Lover’s & My Lover Is Mine
If You Find My Lover, Tell Him I Am Faint With Love
So die Titel einiger Nummern auf The Song Of Songs, dem neuesten Werk des Amerikaners Andrew Rose Gregory. Die Nummern tragen ihre lyrischen Titel ebenso wenig zufällig, wie das Album seinen Namen. Andrew Rose Gregory interpretiert auf seinem Letztwerk nichts Geringeres als das Hohelied der Liebe, auch bekannt als Salomos Hohelied, dem alttestamentlichen Buch der Bibel, welches in poetischer Sprache von einer Liebesbeziehung zwischen Mann und Frau erzählt. Dank Verwendung der originalen, biblischen Texte darf “The Song Of Songs” gewissermaßen als musikalisches Hörbuch gelten. Wunderbar also für Liebende und all diejenigen, die es noch werden wollen.
Musikalisch zieht Andrew Rose Gregory gemeinsam mit seiner The Color Red Band eine Vielzahl an Register, um der hohen literarischen Vorlage des Hohelieds zu entsprechen: Volle Band-Instrumentierung, erweitert mit Bläsern und Streichern, dazu Gesang solo, im Duett und im Chor. Auch wenn die potentielle Gefahr groß ist, so ist doch kein einziges gezogenes Register zu viel. Es scheint genau die richtige Mischung zu sein, um der Vielschichtigkeit des Hohelieds gerecht zu werden. Dass auf die richtige Mischung Augenmerk gelegt wurde, sieht man alleine schon am Charakter der einzelnen Lieder. Das Instrumentalstück leitet über zum emotionalen Duett, die Ballade folgt der beschwingten Folklore-Nummer. Dass auch die Lead-Stimme hinter dem Mikrofon, genauso wie die Erzählperspektive in der Bibel, regelmäßig zwischen Mann und Frau, zwischen Andrew Rose Gregory und seiner Schwägerin Sarah Gregory wechselt, ist dabei nur ein weiteres Zeichen dafür, dass bei diesem Projekt die literarische Vorlage und nicht eigene Absichten im Vordergrund standen. Einzig mit dem Cover will ein leider nicht unwesentliches Element nicht ganz in das ansonsten runde Erscheinungsbild von “The Song Of Songs” passen, denn Andrew Rose Gregory ist im an sich schönen Artwork von Stephen Halker einerseits viel zu präsent abgebildet, andererseits erschreckend unmotiviert gesetzt worden. Noch vor dem ersten Hören wird unweigerlich der Fokus von “The Song Of Songs” verrückt. Im Mittelpunkt steht nicht ein mehrere tausend Jahre altes Buchs, sondern eine Einzelperson – und das trifft eben überhaupt nicht zu, hört man die Vertonung des Hohelieds! Alles in Allem ist “The Song Of Songs” aber dennoch ein erstaunlich konsistentes Gesamtwerk, dass insbesondere aufgrund seiner musikalischen Authentizität zu überzeugen weiß. Da wundert es einen schon, dass dieses Projekt beinahe in der Schublade verschwunden wäre. Zum Glück aber wusste Andrew Rose Gregory selbst am Besten über das Potential seines Werks Bescheid und ging einen unkonventionellen, aber zukünftig wohl wegweisenden Weg der Produktion: über die Fundraising-Plattform Kickstarter!
I will come play the “Song of Songs” record wherever you want me to […] Yes, I will play at weddings
Das versprach Andre Rose Gregory Unterstützern, die bereit waren das “The Song Of Songs”-Projekt mit 3000 US Dollar zu unterstützen. Derartige Großinvestoren wurden zwar nicht gefunden, die 9000 für die Aufnahme und Produktion benötigten US Dollar konnten aber dennoch erfolgreich aufgetrieben werden. Und das ist ein Beispiel, wie man anno 2011 im Musikgeschäft mit Einfallsreichtum Nachhaltiges schaffen kann, denn 384 Unterstützer sorgten für nicht weniger als 10,427 US Dollar – die Basis für das kollektive Werk wurde also kollektiv geschaffen! All diejenigen, die erst durch diese Zeilen von diesem außergewöhnliche Projekt erfahren, dürfen das fertige Projekt über Bandcamp anhören, herunterladen und somit weiter unterstützen. Vielleicht entsteht dadurch ja auch eine Fortsetzung. Ausreichend gute Bücher hätte die Bibel ja noch zu bieten.