Felt. Familiar. Auch Nils Frahm hat nette Nachbarn

Erst vor kurzem klärte Rey Villalobos aka House of Wolves seine Konzertbesucher im Wiener rhiz über den Grund seiner ungemein feinfühligen, von uns sogar als “zärtlich” empfundenen Musik auf: Sie entstand aus Rücksichtnahme auf seine Nachbarn! Damit sorgte der Amerikaner für Lacher, doch ganz so unüblich scheint dieses Szenario, indem Musiker beim Komponieren Rücksicht auf ihre Nachbarn nehmen, gar nicht zu sein. Auch vom Berliner Pianisten Nils Frahm war diese Tage im Zuge der Veröffentlichung seines neuen Albums Felt entsprechendes zu hören:

Ursprünglich wollte ich meinen Nachbarn mit dem gedämpften Klavier einen Gefallen tun: Wenn ich in der nächtlichen Stille spielen möchte, ist die einzig rücksichtsvolle Möglichkeit das Klavier mit Filz zu versehen und mit behutsamen Fingern zu spielen. Dadurch entdeckte ich, wie schön mein Klavier gedämpft klingt.

Das verlinkte Familiar zeigt beispielhaft auf, welch große Stärke die einzelnen Stücke von Felt eben genau wegen dieser Rücksichtnahme und wegen der dadurch entstandenen Reduktion und Behutsamkeit, die sein präpariertes Klavier erwirkte, erzielen konnte. Eingefangen wurde diese mit einer Vielzahl am Klavierkorpus befestigter Mikrofone – gemeinsam mit allen natürlichen Nebengeräuschen. Auf Felt erwartet uns als Hörer somit ein krasser Gegensatz zum klirrenden Werk The Bells, was den Charakter der einzelnen Stücke betrifft. Auf Felt erwartet uns aber zugleich auch die angenehmste Ergänzung zum klirrenden Werk “The Bells”, was die Authentizität zeitgenössischer Musik betrifft. Bitte mehr davon!

Geschrieben hat Alexander

Alexander schreibt am liebsten über die neuesten Entdeckungen aus den Genres Folk und Instrumental.