Train Leaves At Eight. The Walkabouts auf Europa-Tour

Train Leaves At Eight. The Walkabouts auf Europa-Tour

The Walkabouts auf Europa-Tour – etwas, was zugleich Gültigkeit in der Vergangenheit, wie auch in der Gegenwart hat. Über beide Zeiten dürfen wir uns freuen! Einerseits dank des nur aus Cover-Versionen von Liedern kontinentaleuropäischer Künstler bestehenden Albums Train Leaves At Eight, welches auch heute, zwölf Jahre nach seiner Veröffentlichung, immer noch zu den besten Werken der amerikanischen Band aus Seattle zählt, andererseits dank der tatsächlich gerade stattfindenden Europa-Tour von Chris Eckmann, Carla Torgerson und Co. Und diese Tour bringt The Walkabouts morgen endlich auch wieder mal nach Wien.

Ob man am Sonntag in der Szene sonderlich viele Lieder aus “Train Leaves At Eight” erwarten darf, ist allerdings eher fragwürdig. Die Neu-Interpretationen haben einen derart eigenen Charakter und erzeugen eine derart eigene Stimmung, dass sie im direkten Vergleich mit Songs anderer Alben der Walkabouts zwangsläufig aus dem Rahmen fallen und nicht den Glanz verströmen können, den sie zusammen auf “Train Leaves At Eight” erzeugen. Sie klingen in ihrer Art tatsächlich derart unamerikanisch, dass man dahinter, verglichen mit Songs des politkritischen, auf Amerika zentrierten Albums Acetylene niemals die selben Musiker wie auf “Train Leaves At Eight” vermuten würde. Standen in der jüngeren Vergangenheit der Walkabouts also vermehrt wieder treibende Schlagwerke, elektronische Gitarren und auch Kraftausdrücke im Mittelpunkt (der Opener von “Acetylene” heißt bezeichnenderweise “Fuck Your Fear”), so überzeugte das Folk-lastige “Train Leaves At Eight” ungemein mit Feingefühl. Dieses machte sich bei der Auswahl der Lieder, bei der Interpretation, aber auch bei der Vermarktung bemerkbar. Sollte der Titel des Album anfangs etwas uninspiriert noch “Songs From Continental Europe” lauten, so stellte Walkabouts-Mastermind Chris Eckman zum Glück rechtzeitig treffend fest, dass ein wenig sentimentaler Titel wie dieser dem Album keineswegs gerecht geworden wäre:

Another name for this album might have been: Songs From Continental Europe. That is the place these songs call home. That is the abstraction from which they are born. However, that title would sorely miss the point of this project. This album is not a destination; it is an unfinished, personal journey. It is a quick flare across borders; both imagined and sturdy. It is the faint sound of the train as it turns the corner, away from well-worn landmarks and cultural filing cabinets.

So Chris Eckman in den Liner Notes zu Train Leaves At Eight im März 2000. Und tatsächlich: Als Hörer kann man schnell nachvollziehen, was Eckman mit diesen Zeilen in den Liner Notes sagen wollte. “This album is not a destination”. Nummern wie der Titel-Track “The Train Leaves At Eight” des Griechen Mikis Theodorakis oder “Man From Reno” des Bosniers Goran Bregovic können zwar ganz offensichtlich Orten zugewiesen werden, im Kontext jener anderen Nummern aber, mit denen sie sich rund 60 wunderbare Minuten auf “Train Leaves At Eight” teilen, wird die Bedeutung ihrer Herkunft zweitrangig, denn im Kollektiv ergeben sie eine grenzüberschreitende Geschlossenheit, die wohl nur durch Musik möglich ist. In diesem Sinne geht die musikalische Reise von Griechenland über Bosnien bis nach Slowenien, Italien, Spanien, Portugal, Frankreich, Belgien, Holland, Deutschland (Cover-Version von Blumfelds “So Lebe Ich”), Schweden und Norwegen (Cover-Version von Midnight Choirs “Death’s Threshold Step #2″). Weiten, die uns Europäer oft unüberwindbar erscheinen, werden durch die spielerische Leichtigkeit der Walkabouts relativiert und erscheinen einem dann viel kürzer, als man anfangs denken würde. Die fehlende Angst vor Weite ist auch schon das Einzige, was die Amerikaner aus ihrer Heimat in das Album eingebracht haben – und besser hätten sie ihre Auswahl nicht treffen können.

Übrigens: Auch wenn wir nicht damit rechnen, so hoffen wir morgen in der Szene insgeheim doch, dass The Walkabouts das eine oder andere Cover von “Train Leaves At Eight” zum Besten geben. Unsere Lieblingsnummer verraten wir im Nahhinein auf unserer Facebook Page.

Geschrieben hat Alexander

Alexander schreibt am liebsten über die neuesten Entdeckungen aus den Genres Folk und Instrumental.