Findet man einen Monat lang ohne die eigene, über Jahre gesammelte Musikbibliothek das Auskommen? Muss man Musik wirklich besitzen oder genügt einem Music-On-Demand? Diese Fragen haben wir uns mit Jahresanfang 2012 gestellt – als Neujahrsvorsatz quasi – und konnten diese relativ schnell mit einem “Ja!” beantworten. Nutznießer dieses Selbst-Tests war der seit Ende 2011 neu in Österreich zugängliche Musik-Streaming-Dienst Spotify, der mit uns um einen Premium-Account reicher geworden ist. Und weil uns Spotify derart begeistert, sind wir auch nicht müde geworden, über den Musik-Streaming-Dienst zu schwärmen und zu werben. Aber nichts desto trotz gibt es auch ein entscheidendes Manko. Das hat aber nur indirekt mit Spotify zu tun.
Die Folk-Barden Mark Rice, Kele Goodwin und Philip Waggoner aka Catch Bees, Indie-Künstler wie We Invented Paris, Dillon und Susanne Sundfør, Ambient- und Instrumental-Zauberer wie Ous Mal, Peter Broderick und Goldmund. Allesamt Musiker unterschiedlichster Genres, die wir innerhalb kürzester Zeit über Spotify (neu) entdecken durften – und tatsächlich auch ernsthaft gehört haben, denn nicht weniger als knapp 1000 last.fm-Scrobbles stehen den genannten Künstler schon zu Buche (und ja: die Integration von last.fm war einst ein Ausschlusskriterium, um Spotify überhaupt zu installieren). Dennoch gibt es da dieses angesprochene Manko. Dieses hat nicht etwa damit zu tun, dass die Musik nicht zu begeistern wüsste, sondern vielmehr damit, dass die Auswahl auf Spotify oft einfach so groß und so gut ist, dass die Zeit zum vollständigen Aufnehmen der Musik oft einfach nicht ausreichen kann. Kurzum: Die Musik vieler Künstler beeindruckt schnell, aber bevor sie zu 100 Prozent greifen, berühren, verändern kann, verändert man als Spotify-Hörer die Musik. Man folgt einer neuen Kette von “Related Artists”, hört Empfehlungen über das eingebettete last.fm-Profil und über die stets brandaktuelle Pitchfork App oder folgt Launen im Moodagent. Spotify erinnert auf den Konsum von Musik übertragen irgendwie an die Anfangszeit des Internets. Die Möglichkeiten sind einfach überwältigend. Und diese an sich gute Sache muss man als Anwender und Musikliebhaber mit dem Anspruch Musik nicht bloß zu hören, sondern auch bewusst aufzunehmen und darüber nachzudenken, erst umgehen lernen. Definitiv ist aber, dass Spotify wohl auf lange Zeit das Werkzeug sein wird, dessen Handwerk es vollständig zu erlernen gilt und von dem zukünftig hoffentlich auch dieser Blog noch profitieren wird. Aja – und es gab ja außerdem doch schon eine Spotify-Entdeckung, die es zu einem eigenen Blog-Post geschafft hat: Ivan Colón!