Planetarium: Mit Sufjan Stevens, Nico Muhly und Bryce Dessner einmal quer durchs All

Nachdem sich Sufjan Stevens in den vergangenen Jahren aufgrund stets wechselnder und konstant beeindruckender Musik ja quasi für jede gute Playlist unersetzbar gemacht hat, wird man nach einem Jahr wie 2011, einem Jahr ohne Neuveröffentlichung des Amerikaners, doch ein wenig nervös. Diese Nervosität durfte Anfang des Monats aber weichen und an ihre Stelle rückte zur Freude aller Vorfreude! Gemeinsam mit Nico Muhly und Bryce Dessner von The National gab Sufjan Stevens dieses Monat gleich mehrere Konzerte in europäischen Städten, auf denen jeder der drei Musiker nicht nur Auszüge des eigenen Repertoires zum Besten gaben, sondern mit Planetarium ein kollektives Werk präsentierte, welches schon jetzt, vor einer möglichen Veröffentlichung, so klingt, wie es sein Inhalt vermuten lässt: Episch!

Tonight we are celebrating our Solar System – songs about the sun, the moon and the planets

So stellt Sufjan Stevens das Werk des neu zusammengestellten Künstler-Trios beim Konzert in Amsterdam am 8. April vor. Rein inhaltlich könnte einem etwas wie Planetarium schon verwundern, ein dem Sonnensystem gewidmeter Songzyklus ist schließlich nichts Alltägliches. Da aber mit Sufjan Stevens ein Mann verantwortlich zeichnet, der vor wenigen Jahren mit The BQE eine ganze Symphonie alleine für eine Autobahn geschrieben hat, hält sich die Verwunderung in Grenzen. Mittlerweile glauben wir dem New Yorker nämlich, dass er mit seiner Musik dazu im Stande ist, uns für jede noch so karge Alltäglichkeit zu begeistern. Und wenn das einst bei einer Autobahn schon gut funktioniert hat, warum dann nicht auch beim Sonnensystem?

Viel weiß man noch nicht über das Trio Stevens-Dessner-Muhly. Wo die Kollaboration mit Muhly gänzlich neu scheint, so wissen wir zumindest von einer schon länger bestehenden Freundschaft zwischen Stevens und Bryce Dessner. So gab Sufjan schon einige Male den Support bei Konzerten von The National und spielte mit den Dessner-Brüdern 2010 gar zwei Weihnachtslieder ein, die im Internet seither inoffiziell auf der EP “Songs for Christmas Volume 6″ kursieren. Was aber auch immer die Geschichte hinter dieser Kollaboration sein mag, ihr ungemeines Potential liegt auf der Hand, wenn sich Sufjan Stevens, einer der im Moment wohl angesagtesten Songschreiber, Nico Muhly, einem Jungkomponisten, der spätestens seit seinem Soundtrack zu Der Vorleser einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde, und Bryce Dessner, einem Mann, der dank seiner Band The National just noch die fehlende Brise Gitarrenrock mitbringt, zusammenschließen. Ergebnisse dieser Kollaboration sind Nummern wie Neptune, Jupiter oder das hier verlinkte Uranus, deren klassische Arrangements symphonischen Ausmaßes gepaart mit dem tragenden Klang von Gitarren und dem gegensätzlichen Klang einer mittels Auto-Tune verzerrten Stimme in Musik münden, die erfrischend neu, dynamisch und tatsächlich so authentisch wie die Musik von Sonne, Mond und Planeten klingt – auch wenn man sich über deren Klang wohl noch nie zuvor Gedanken gemacht hat.

Just listen, SufjanStevens. Hurry up to the next studio and record Planetarium. It’s amazing!

So twitterten wir Anfang April nach der Entdeckung von Planetarium. Eine offizielle Studioversion des kollaborativen Letztwerks von Stevens, Muhly und Dessner kann kaum noch abgewartet werden und würde mit ziemlicher Sicherheit das musikalische Highlight des Jahres werden – es sei denn, das Trio verschlägt es auf ihrer europäischen Spontan-Tour auch noch nach Wien.

Geschrieben hat Alexander

Alexander schreibt am liebsten über die neuesten Entdeckungen aus den Genres Folk und Instrumental.