Yann Tiersens Dust Lane wird eher schnell verstauben

Yann Tiersens Dust Lane wird eher schnell verstauben

Yann Tiersen kennt man von seinen beiden erfolgreichen Soundtracks Die fabelhafte Welt der Amélie und Good Bye, Lenin! – oder seither von diversen Videoclips und PowerPoint-Präsentationen, in denen einzelne Nummern der besagten Soundtracks in konstant regelmäßigen Abständen als Hintergrundmusik verwendet werden. Den ursprünglichen Yann Tiersen, nämlich jenen, der sich der Folkmusik und den Chansons verschrieben hat, kennen die wenigsten. Unmittelbar vor dem Wien-Gastspiel des Franzosen am 1. Dezember in der Arena lohnt es sich also, einen Blick auf sein aktuelles Album Dust Lane zu werfen.

Gleich vorweg: Hinter dem Album Dust Lane versteckt sich kein heimlicher Soundtrack. Leider aber auch kein Nachfolger des äußerst stimmigen und authentischen Les Retrouvailles aus dem Jahre 2005. Hinter dem neuen Werk von Tiersen versteckt sich ein Produkt des Zufalls, ein Experiment. Nicht umsonst lässt sich darum leider schwer ein Muster, ja eben eine Absicht erkennen. Ohne Spannung plätschern die einzelnen Nummern vor sich hin, ein Spannungsbogen dazwischen will sich da erst recht nicht aufbauen. Auch Tiersen selbst bringt sein Werk nicht richtig auf den Punkt:

“An experience sometimes painful, but also joyful”

Tiersens Sichtweise auf “Dust Lane” könnte man durchaus positiv als spannungsgeladen, verheißungsvoll interpretieren. Beim Zuhörer kommen diese Assoziationen allerdings nur schwer auf. Selbst polarisierend konzipierte Nummern wie das abschließende “F*** me” mit Texten, die die “Parental-Advisory”-Grenze der RIAA eigentlich schon weit überschreiten, vermögen kaum zu begeistern. Als Höhepunkte selbst müssen dann wohl der Opener “Amy”, das am ehesten Tiersen-typische “Ashes” und das temporeiche “Palestine”, indem der Titel über einen harten Klangteppich aus Violinen und Schlagzeug wieder und wieder buchstabiert wird, angesehen werden.

Zumindest eines kann man aber kaum einer Nummer absprechen. Aufgrund der oftmals extrem perkussiven Instrumentierung haben sämtliche Nummern Potential live mehr zu überzeugen, als auf dem Album. Die wahre Qualität des Experiments “Dust Lane” wird sich darum wohl erst auf der Bühne messen lassen und somit vielen Hörern verwehrt bleiben.

Anspieltipps:

  • Amy
  • Palestine
  • Ashes

Geschrieben hat Alexander

Alexander schreibt am liebsten über die neuesten Entdeckungen aus den Genres Folk und Instrumental.