Einlieferung in die Intensivstation, Diagnose, Operation, Aussicht auf Genesung. All das in knapp 4 1/2 Minuten. Die britische Singer/Songwriterin Laura Marling verlangt dem aufmerksamen Hörer mit “Hope in the Air” von ihrem Letztwerk I Speak Because I Can doch so einiges ab.
Diese Nummer ist ein Auf und Ab, kommt gewissermaßen wellenförmig auf einen zu, mal hört man Ebbe, mal hört man Flut. Die Instrumentierung gleicht sich diesem Schwanken an. Anfängliche Hinweise auf Gitarre, Banjo und Klavier türmen sich spätestens im Refrain wie ein dichter Nebel vor einem auf, wenn es heißt:
No hope in the air,
no hope in the water,
not even for me, your life serving daughter.
Rund um diesen Refrain reihen sich Strophen, mal mehr, mal weniger, dann eine Bridge und wieder eine Strophe. Auch nach wiederholtem Hören eröffnet sich die Bedeutung dieser nicht, immer wieder wird man von der spannungsgeladenen Instrumentierung abgelenkt, der sich Marlings Gesang erst annähert und dann angleicht, nur um sich dann wieder wegzubewegen. Die Lyrics, Grund der Einlieferung, pendeln zwischen Hoffnung und Verzweiflung. Das Gesamtwerk lässt eine unvergleichliche Intensität entstehen, es geht Schlag auf Schlag:
I listened with all of my might,
but was scared by the look in his eyes.
Like he’d already lost the fight
and there was no hope ever in sight.
I looked at my life and I choked
and from there no more ever has spoke.
My life is a candle and a wick,
you can put it out but you can’t break it down,
in the end we are waiting to be lit.
Pick up your rope, Lord, sling it to me.
If we are to battle, I must not be weak.
Sichten, Anreden wechseln. Wie bei einem alttestamentlichen Text wird reuig reflektiert, prophetisch gesprochen und Gedankengut auf ungenannte Personen bezogen. Die Sängerin erlebt eine Läuterung, die Zuhörer erleben diese mit ihr. Immer und immer wieder. Man kommt einfach nicht zur nächsten Nummer des Albums. Man will die volle Bedeutung erfassen, das Resümee nachvollziehen und gesund die Intensivstation verlassen können. “I Speak Because I Can” hört mit der Intensivkur “Hope in the Air” auf. Denn das Positive bleibt. Irgendwie.