Marshall und Vivian – zwei Alben von Lowercase Noises, die man einfach nicht getrennt voneinander betrachten kann. Das merkt man schon an den beiden Titeln, spätestens aber an den doch recht schönen Covers.
Andy Othling steht hinter Lowercase Noises – und auf den Covers seiner Alben Marshall und Vivian hinter seiner schwangeren Frau, auf deren Bauch er seine Hände behutsam legt. Die Inspirationsquellen seiner beiden Alben sind da nur mehr unschwer zu erkennen und verwundern kaum. Verwunderlicher mag da beim erstmaligen Hören aber die Art der Musik sein, mit der Othling seinem Kindersegen Ausdruck verleiht. Im Ambient- und Instrumental-Genre angesiedelt klingen Marshall und Vivian nicht unbedingt so, wie man sich Alben für Kinder oder Kindern gewidmete Alben vorstellt. Ganz im Gegensatz zum einst bei uns beleuchteten Until The Light Of Morning von Essie Jain, welches als Konzeptalbum, wenn auch exzellent, stereotypische Vorstellungen zum Thema Schlaflied behandelt. Der Grund, warum Marshall und Vivian anfangs nur wie gute Vertreter des Ambient- und Instrumental-Genres klingen, nämlich reduziert, beruhigend, gewissermaßen dezent und zuvorkommend gar, ist ganz einfach der, dass es keine Alben für, sondern wegen Kindern sind. Ohne Zweifel würde man also die feinen Klangteppiche aus Klavier, Gitarren und Streichern lange alleine aufgrund ihrer Schönheit hören, aber erst in Verbindung mit ihren Covers und dem Wissen, warum sie entstanden sind, werden Marshall und Vivian entscheidend besonders und erzeugen jene Emotionen, von denen es immer gut ist, genug zu haben: Hoffnung, Freude, Zuversicht.
Das Paradebeispiel findet sich mit “The Things Your Eyes Have Seen” auf Marshall. Die sich nach und nach steigernde Instrumentierung bei gleichbleibender Melodie wirkt fast so, als würde die Geschichte einer Familie nacherzählt werden. Mit einem Gefühl der Dankbarkeit als Happy End.
Im Bewusstsein dessen, dass das Leben nicht immer so rosig sein kann und es für den Moment einfach schön ist, derart positive Musik hören zu können, hoffen wir also noch auf weiteren Kindersegen bei Andy Othling – und dadurch noch mehr Musikgenuss für uns.