Es ist eigentlich kaum vorstellbar, dass sich Sam Billen mit seinem neuen Album Places nicht selbst überrascht hat. Als Hörer ist man es nämlich: Überrascht. Super-überrascht gewissermaßen, denn Sam Billen gelingt mit seinem Letztwerk eine derart gelungene Stilwandlung, wie man sie nur selten erlebt. Aus dem eher rauhen Folk-Barden, der über Kickstarter schon mal Geld für ein Weihnachtsalbum gesammelt hat, wurde ein Künstler, dessen filigrane Kompositionen ihren Vorbildern von Bon Iver und Dear Reader um nichts nachstehen.
Auch Places ist ein Kickstarter-Projekt. Dort wird folgendes verrarten:
Peerless Mastering will be adding the finishing touches to the album. They’ve mastered albums by Bon Iver, The Magnetic Fields, Spoon, etc. Need I say more?
Nach einer ersten Erkenntnisreaktion (Achso! Naja, ach dann!) merkt man schnell, das die bloße Anlehnung an etwas Großem noch lange nichts Großes hervorbringen muss. Zu oft wird aus der Anlehnung nämlich nur eine billige Kopie, die Gratwanderung zwischen Inspiration und Imitation wird gar zu selten gemeistert. Umso erstaunlicher ist dann schon, dass ausgerechnet eine DYI-Produktion eben nicht zur billigen Kopie, sondern zum perfekten Ableger wird.
Sam Billen singt, musiziert, produziert und vermarktet selbst. All das scheint irgendwie problemlos jenem simplen Statement zu entstammen, welches seine Website schmückt: Sam Billen makes music heißt es dort. Nicht mehr und nicht weniger. Und wenn “Places” noch dazu the closest I’ve come to expressing my deepest emotions – struggles and joys – in my music ist, also auch den Künstler, der uns ein tolles Werk beschert hat, beschert, dann ist das doch wirklich erstaunlich, oder? Denn von wunderbaren Nummern wie “Saltine”, “Choices”, “Oh Yeah Oh Yeah” haben wir alle was.